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Umweltschutz in der Lack- und Farbenbranche

Wer wissen möchte, welche Stoffe in der Wandfarbe, dem Lack oder der Spachtelmasse stecken, findet dank der Umwelt-Etikette die Antwort. Seit der Einführung dieser gut etablierten Kennzeichnung für Beschichtungsstoffe vor 10 Jahren sind immer mehr umweltfreundliche Farben erhältlich.

Farben, Lacke und Putze verschönern und erhalten die Wände in und an unseren Gebäuden in unglaublich vielfältiger Art und Weise. Dabei schränken Aspekte wie unterschiedliche Untergründe, optische Effekte oder bevorzugte Farbtöne die Auswahl schon einmal ein. Doch es ist nicht nur die Nuance, die eine Entscheidung beeinflusst; immer stärker rückt – ob im Neubau oder bei einer Rennovation – die Umweltverträglichkeit in den Fokus. Während im Aussenbereich durch Auswaschung der Beschichtung schädliche Stoffe in die Umwelt gelangen können, steht in Innenräumen vor allem der Gesundheitsschutz der Bewohnerinnen und Bewohner im Vordergrund. Hier gilt es zu vermeiden, dass flüchtige oder schwer flüchtige organische Verbindungen (VOC und SVOC) über Wochen oder gar Monate die Raumluft belasten.

Transparenz schaffen

Viele problematische Inhaltsstoffe, darunter auch umweltgefährdende oder sogenannte CMR-Stoffe mit potenziell krebserzeugender, erbgutverändernder und fruchtbarkeitsgefährdender Wirkung, sind geruchlos und können daher sensorisch nicht erkannt werden. Dazu kommt, dass sich beim Kauf von Produkten die Informationsbeschaffung über deren Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit für Nichtfachleute oftmals als schwierig erweist. Zwar tragen viele der im Bau- und Hobbymarkt angebotenen Farben, die überwiegend aus dem Ausland stammen, entsprechende Labels und Hinweise. Doch ist für Konsumentinnen und Konsumenten schwer erkennbar, was genau dahintersteckt.

 

Transparenz zu schaffen ist daher eines der zentralen Ziele der 2012 lancierten Umwelt-Etikette (UE). Getragen von der unabhängigen und gemeinnützigen Schweizer Stiftung Farbe, wurde sie auf Initiative der schweizerischen Farben- und Lackindustrie entwickelt und ist breit abgestützt durch Verbände wie den Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verband SMGV, Hersteller und Händler, Wissenschaft sowie Behörden. Zu erwähnen ist insbesondere das Bundesamt für Umwelt BAFU. Bei der Umwelt-Etikette handelt es sich um eine einfache und zugleich wissenschaftlich fundierte Produktedeklaration ähnlich der Energieverbrauchskennzeichnung, die man von Elektrogeräten her kennt. Die UE weist Produkte einer Kategorie beziehungsweise Farbe A / Dunkelgrün bis G / Rot zu, wobei Grün für besonders ökologisch, Rot für problematisch steht.

 

Strenge Reglementierung

Seit 2012 und der Einführung der UE I für Wandfarben innen hat die Schweizer Stiftung Farbe schrittweise vier weitere Geltungsbereiche eingeführt: Lacke, Holz- und Bodenbeschichtungen innen (UE II), pastöse Putze und Spachtel innen (UE III), Fassadenfarben (UE IV) sowie Lacke, Holz- und Bodenbeschichtungen aussen und Holzschutzmittel (UE V). Die verschiedenen Geltungsbereiche sind durch die sehr unterschiedlichen chemischen Zusammensetzungen und Eigenschaften der Produktegruppen bedingt. Aus diesem Grund bestehen bei jedem Geltungsbereich eigene Herausforderungen, wenn es darum geht, die gesamte Produktepalette nach einheitlichen Kriterien differenziert zu bewerten.

Basierend auf einer Lebenszyklusanalyse umfassen die differenziert abgestuften Kriterien nebst der Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit auch die Gebrauchstauglichkeit der Produkte. Letztere wird zum Beispiel bei Innenwandfarben nach der Deckkraft oder Nassabriebbeständigkeit beurteilt. Somit erfüllen Farben der höheren, grüneren Kategorien auch hohe Qualitätsansprüche. So kann für jede Anwendung das passende Produkt gefunden werden.

 

Hohe Akzeptanz im Profibereich

Um den hohen Standard der Umwelt-Etikette aufrechtzuerhalten, berücksichtigen die zuständigen Fachleute nicht nur den aktuellen Stand der Technik und die immer strengeren gesetzlichen Vorschriften, sondern führen auch regelmässig Stichprobekontrollen der angemeldeten Produkte durch. Beschichtungsstoffe mit der UE weisem im hiesigen professionellen Sektor eine Marktabdeckung von rund 90 Prozent aus. Hersteller, welche die UE verwenden wollen, verpflichten sich, ihr gesamtes Sortiment aus dem jeweiligen Geltungsbereich anzumelden. Damit wird gewährleistet, dass nicht bloss die ökologischsten, sondern auch umwelt- und gesundheitsgefährdende Produkte kenntlich sind.

 

Sämtliche Verzeichnisse sowie Reglemente sind auf der Website der Schweizer Stiftung Farbe einsehbar. Per Januar 2023 hatten bereits mehr als 30 Teilnehmer über 1'400 verschiedene Beschichtungsstoffe mit der UE einstufen und kennzeichnen lassen. Die Farben- und Lackindustrie hat sich in der vergangenen Dekade in Bezug auf die Umwelt- und Gesundheitsverträglichkeit ihrer Produkte sehr verbessert.

 

So verringern die Hersteller etwa Lösemittel und potenziell gesundheits- oder umweltgefährdende Stoffe, experimentieren mit nachwachsenden Rohstoffen oder reduzieren und kompensieren über die Stiftung KMU Clima ihre Treibhausgasemissionen, die bei der Fertigung eines Produktes entstehen.

 

Die Umwelt-Etikette hat sich somit als freiwillige Branchenlösung zweifelsfrei bewährt. Die Schweizer Hersteller stehen denn auch klar hinter dem System einer transparenten Kennzeichnung und bieten immer mehr umweltfreundliche und gesundheitlich unbedenkliche Produkte an.

 

Besuchen Sie unsere Website www.stiftungfarbe.org und erfahren Sie mehr über unseren Einsatz zum Umwelt- und Gesundheitsschutz!